The Pursuit of Italy

David Gilmour, Penguin Books, 2012

447 Seiten, ISBN 9780141043418

 

Italien hatte es schwer mit der nationalen Einigung. Die inneritalienische Geografie machte den Austausch über Jahrhunderte hindurch schwierig und auch die Sprache einigte die ItalienerInnen erst in der Zeit des Fernsehens. 1861, als das Königreich Italien entstand, sprachen nur 2,5 % der Bevölkerung "italienisch", d.h. toskanisch.

 

David Gilmour holt weit aus. Nur den Römern war es vergönnt, die gesamte Halbinsel zu kontrollieren. Danach entstanden viele kleine Stadtstaaten mit  einem zum Teil beachtlichen kulturellen und wirtschaftlichen Niveau, allen voran Venedig. Dieser Wohlstand erregte den Appetit fremder Mächte. Über Jahrhunderte stritten sich Deutsche, Franzosen und Spanier auf italienischem Boden.

 

Napoleon säte den revolutionären Traum der "Nation". Unter Ausnutzung der politischen Schwächen seiner Gegner gelang es den Piemontesern um Graf Cavour ein "geeintes" Italien zu schaffen. Gilmore beschreibt diese Nationsbildung als Niederlage zum Teil fortschrittlicherer und wohlhabenderer Machtbereiche: Venedig,  Toskana und Neapel. Dazu kam die Spaltung in ein weltliches und ein religiöses Italien. Der Seitenwechsel Italiens in den zwei Weltkriegen unterstreicht die Unsicherheit über die eigene Rolle. Faschismus und Antifaschismus führen zu weiterer Polarisierung. Das italienische Wirtschaftswunder deckt all diese Spaltungen für einige Jahrzehnte zu, aber unter Berlusconi bricht alles wieder hervor. Wie nach dem letzten Wahlergebnis, womit der Kreis geschlossen ist.

 

Margareta Stubenrauch, 26. Februar 2013