Finnland - Eine flotte Neunzigerin"

In altbewährter Tradition veranstaltete Wir sind Europa am 12. Mai 2007 in Kooperation mit der Botschaft von Finnland und der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich zum Gastland des Eurovision-Song-Contest einen Abend mit Diskussionen, Musik und Literatur.

Nach einer filmischen Einführung war von den ModeratorInnen
Nadja Wozonig und Gregor Rauchenberger (Wir sind Europa) u.a. zu erfahren, dass die Bezeichnung Land der 1000 Seen für Finnland eine schamlose Untertreibung darstellt - es sind 187 888 - und dass es tatsächlich Handy-Weitwurf-Meisterschaften gibt.

In der von
Margareta Stubenrauch moderierten Podiumsdiskussion ging IE Frau Botschafterin Kirsti Kauppi auf den Titel der Veranstaltung ein. "Wenn wir über Finnland sprechen, sprechen wir über eine Frau oder ein Mädchen". 1917 erfolgte die Erklärung der Unabhängigkeit. Frau Kauppi sah die Entwicklung Finnlands als Erfolgsstory und war besonders stolz auf die Gleichwertigkeit, nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Jung und Alt. Außerdem sei die finnische Gesellschaft weniger stark sozial ausdifferenziert, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Werner Merzeder, von der finnischen Außenhandelsstelle Finpro, sprach über die schwierige wirtschaftliche Transformation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. 25 % der finnischen Exporte waren dorthin gegangen. Diese große Herausforderung haben die Finnen mit "sisu" (Willensstärke, Mut) gemeistert.

Die Journalistin Marita Vihervuori antwortete auf die Frage nach dem finnischen "Bildungsgeheimnis" - Finnland dominiert die Pisa-Studien - , dass die Ursache dieses Erfolges nicht in Lehrplänen und schulpolitischen Konzepten liege, sondern im partnerschaftlichen Verhältnis zwischen LehrerInnen und SchülerInnen. Sie hielt den finnischen Unabhängigkeitsgeist und die Weigerung, Autoritäten anzuerkennen, für die größten Leistungen ihrer Landsleute. Marc Fähndrich von der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich erwähnte im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung auch den finnischen Beitritt zur Euro-Zone und erinnerte ÖstereicherInnen und FinnInnen quasi gemeinsam daran, dass ihnen als kleinen Ländern die EU mehr Gewicht in der Welt verleihe.

Peter Kislinger, der Kulturberater der finnischen Botschaft, führte das Publikum dann in die finnische Kultur ein. Musik von Pehr Henrik Nordgren und Einojuhani Rautavaara, gespielt vom Cellisten Christophe Pantillon, und eine Lesung, nein, eine Darstellung eines Kapitels aus dem finnischen Nationalepos Kalevala durch den Schauspieler Markus Hering, erlaubten kulturelle Höhepunkte, die zu wiederholen nicht ganz einfach sein wird.

Den Ausklang des Abends bildeten ein finnisches Buffet und die Übertragung des Eurovision-Songcontest aus Helsinki mit dem Siegerlied aus Serbien.

Wir sind Europa dankt seinen Partnern und den Firmen Nordea Investment Funds und metso automation für die ausgezeichnete Kooperation.

Margareta Stubenrauch, 14. Mai 2007