Russland und die EU - Konkurrenten, Partner, Freunde?

organisierte bereits bereits zum 8. Mal eine Veranstaltung rund um den "Eurovision Song Contest". Nach Estland, Lettland, der Türkei, der Ukraine, Griechenland, Finnland und Serbien stand am 16. Mai 2009 Russland im Mittelpunkt.

Rund 200 Gäste folgten der Einladung zum russischen Abend in die Diplomatische Akademie. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich und dem Russischen Kulturinstitut durchgeführt.

Vienna Russian Brass mit Horst Girbinger/Tuba, Sebastian Hager/Posaune, Alois Hofer/Horn, Raimund Taschke und Erich Anderl/Trompete gestalteten den musikalischen Auftakt mit dem Quintett Nr 1 von Viktor Ewald. Es ist eines der ersten Werke für Brassquintett überhaupt, und es ist zugleich ein Beispiel der russischen Romantik.

Nach der Begrüßung durch die Veranstalter las Dr. Borries Kuzmany aus den "Toten Seelen" von Nikolai Gogol, nicht nur wegen des 200-jährigen Geburtstages des Autors, sondern wegen der Aktualität des Textes. Gogol hat die Finanzkrise in das Jahr 1842 "vorverlegt".

In der vom Margareta Stubenrauch geleiteten Publikumsdiskussion wurde versucht, dem Verhältnis zwischen der EU und Russland in Gegenwart und Zukunft auf die Spur zu kommen.

Friedrich Bauer, Autor des Buches "Russische Umbrüche" war während der frühen 90er Jahre österreichischer Botschafter in Moskau. Er erläuterte, dass das Verhältnis zwischen der EU und Russland unter enttäuschten Erwartungen leide, und machte vor allem die zweite Amtszeit Jelzin's dafür verantwortlich. Dietmar Fellner, österreichischer Handelsdelegierter in Moskau, sprach von der Wichtigkeit der Wirtschaftsbeziehungen, sowohl für Österreich als auch für die gesamte EU. Natürlich werde es durch die gegenwärtige Krise zu Einbrüchen kommen, aber die russischen Maßnahmen zum Krisenmanagement seien nicht schlechter als andere.

Albrecht Rothacher von der Delegation der Europäischen Kommission bei den internationalen Behörden in Wien erläuterte den gegenwärtigen Verhandlungsstand zu einem neuen Abkommen zwischen der EU und Russland. Er erhoffte sich vom nächstwöchigen Gipfel Fortschritte und meinte, dass beiden Seiten ihr ergänzendes Potential besser nützen könnten.

Die Inhaberin des Pereprava-Verlages, Margarita Borovleva, meinte, die Diskussion Westler-Slawophile, die lange Zeit die Debatte in Russland geprägt habe, sei eigentlich beendet. Niemand in Russland bestreite ernsthaft die europäische Orientierung und Verankerung im europäischen Kulturkreis. Wechselweise Stereotypen bestünden aber nach wie vor.

In der mitunter etwas komplexen Publikumsdiskussion gab es doch folgenden Konsens: Man müsse an der Zukunft arbeiten und dürfe Russland nicht mit der alten Sowjetunion gleichstellen und dass europäische Politik gegenüber Russland mit einer Stimme sprechen muss, sonst besteht die Gefahr durch die sich wieder verbessernden Beziehungen zwischen den USA und Russland an die Seite gedrängt zu werden.

Nach der Diskussion verfolgten viele Gäste noch die Live-Übertragung des Eurovision-Songcontest aus Moskau. Wir Sind Europa freut sich auf Norwegen 2010.

Margareta Stubenrauch, 18. Mai 2009