Timothy Garton Ash, Fischer Taschenbuch Verlag, 1999
220 Seiten, ISBN 359614146
Timothy Garton Ash, britischer Journalist und Historiker, beschäftigte sich vor allem mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa und den folgenden Transformationsprozessen.
Als er erfährt, dass das ehemalige DDR-Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) eine Akte über ihn angelegt hatte, stellt er Nachforschungen über die Nachforscher an und begibt sich damit
gleichzeitig auf die Suche nach seiner eigenen Vergangenheit als Student im geteilten Berlin der späten 70er und frühen 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Er will wissen, was Menschen dazu
veranlasssen kann, ihre Familie und Freunde zu bespitzeln und an ein diktatorisches Regime zu verraten. Die Antworten sind vielfältig: Es gibt unschuldig ins Netz Geratene, es gibt Karrieristen,
die für eine Auslandsreise ihre Großmutter verkauft haben und es gibt jene, die vom falschen Idealismus für eine neue Gesellschaft getrieben wurden.
Timothy Garton Ash versucht immer, ein objektiver Beobachter zu bleiben, der auch die andere Seite zu verstehen trachtet. Bei allen Bemühungen um journalistische Distanz kann er aber den
bohrenden menschlichen Fragen nicht ausweichen, den Fragen nach Recht und Unrecht, nach Schuld und Sühne, nach Vergessen und Aufarbeiten. Was herauskommt, ist ein Aufruf gegen die
Gleichgültigkeit und die Mahnung, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit keine Selbstverständlichkeiten sind und ständig neu erworben werden müssen.
Margareta Stubenrauch, 24. 3. 2002