Emmanuel Todd, Serie Piper, 2004
263 Seiten, ISBN349224128X
Die USA sind drauf und dran, ihre führende Rolle in der Welt zu verlieren. Sie ist wirtschaftlich von anderen Kontinenten abhängig, ihre Miltärmacht reicht nur mehr gegen "schwache" Gegner wie
den Irak und auch dies nur, um von den internen Problemen abzulenken. Der eigene Anspruch, Freiheit und Demokratie zu verbreiten, ist schon längst verloren gegangen. Und dass Markwirtschaft ein
Ziel, für das gestorben werden muß, sein soll, bezweifelt Todd zutiefst.
Dies alles ist natürlich leicht als linkes Verschwörungstheorie-Geschreibsel abzustempeln, aber der Gedanke, dass man den Fortschritt einer Nation nicht nur an ihrem BIP-Wachstum messen kann,
sondern auch an ihrem Alphabetiserungsgrad, ist es doch wert, gedacht zu werden, oder? Todd sieht die Welt in Zukunft nicht mehr bi- oder unipolar, sondern multipolar, und er legt glaubhaft dar,
dass sich Europa davor nicht unbedingt fürchten muss. Ein durchaus interessantes Buch, bewusst gegen den herrschenden Zeitgeist geschrieben.
Margareta Stubenrauch, 30. April 2006