Viktor Jerofejew, BTV, 2006
363 Seiten; ISBN 3833303360
Viktor Jerofejew oder die Figur, die er für sich sprechen lässt, ist der Sohn eines erfolgreichen sowjetischen Diplomaten. Vater Jerofejew hat seine Sozialisierung in der Stalin-Zeit erfahren und
ist Stalinist geblieben, auch wenn er während seiner Posten im Ausland gutes Essen, elegante Kleidung und das Tennisspiel lieben gelernt hat. Der Sohn erlebt seine Kindheit in Paris, und der
Hauch der Freiheit wird ihn nie wieder loslassen. Die Konflikte mit dem Vater nehmen zu, und als Viktor Schriftsteller wird und Dinge publiziert, die den Herrschenden nicht genehm sind,
„ermordet“ er seinen Vater. Prompt fällt dieser in Ungnade und verliert seinen Prestige-trächtigen Job.
Aber „Der guter Stalin“ ist kein tragisches Buch: Kein russischer Weltschmerz, sondern viel Kluges und Humorvolles stecken in dieser unterhaltsamen Doppelbiografie. Dennoch bleibt Jerofejew ein
Russe, denn er kann es nicht unterlassen, uns zu zeigen, wie belesen er ist. Alle Größen der russischen (und sowjetischen) Literatur und Politik von Dostojewski bis Molotow bekommen ihr Fett ab.
Ein Stück Zeitgeschichte auf hohem Niveau.
Margareta Stubenrauch, 18.2.2006