Per Olov Enquist, Hanser, 2011
473 Seiten, ISBN 9783446236325
Endlich wurde dieser frühe Enquist-Roman neu aufgelegt. Der zweite Weltkrieg ist zu Ende. Baltische Soldaten, vorwiegend Letten, der Wehrmacht flüchten nach Schweden - Kriegsverbrecher und
Zwangsrekrutierte sitzen im selben Boot. Nach einer heftigen öffentlichen Debatte, in der es gar nicht mehr um die Balten, sondern um eine ideologische politische Auseinandersetzung geht, werden
sie in die Sowjetunion ausgeliefert, wo ihnen der sichere Tod zu drohen scheint. Enquist zeichnet diese Ereignisse ohne jeden Hauch von Pathos und Romantik nach und begibt sich in den 60er Jahren
in Lettland auf Spurensuche. Zu seiner Überraschung entdeckt er, dass die meisten der Ausgelieferten noch in Lettland leben. Aber kaum einer will über die Vergangenheit sprechen.
Enquist findet letzten Endes keine Antworten auf die Fragen nach Recht und Schuld, aber er macht uns deutlich, dass die Welt oft nicht schwarz oder weiß, sondern zutiefst dunkelgrau ist.
Margareta Stubenrauch, 2.6.2011