Empire

Dominic Lieven, Yale University Press, 2000
486 Seiten, ISBN 0300097263

Der Russland-Historiker Dominic Lieven verlässt sein Spezialgebiet und spürt dem Phänomen von Weltreichen nach. Er beschreibt ihr Entstehen und ihren Untergang, vergleicht Strukturen, Machtfaktoren, Kulturen und Traumata. Obwohl auf das zaristische Russland und seinen "Erben", die Sowjetunion, das Habsburger-Reich und das ottomanische Imperium konzentriert, gibt es auch viele interessante Vergleiche mit Asien und Amerika.

Wenn ich Lievens Ansichten nicht immer teile ("es ist leicht, den cis-leithanischen Teil [des Habsburger-Reiches] als Vorläufer der heutigen Europäischen Union zu sehen – sowohl in einem kafkaesken als auch in einem positiven Sinn"), bietet diese politikwissenschaftlich-historische Tour de Force überraschende und originelle Einsichten. Am besten ist und bleibt Lieven aber bei seinen russischen und sowjetischen Leisten: Eine klare Analyse der komplexen Gegenwart aufgrund zweier nacheinander untergegangener Weltreiche und damit ein Schlüssel zum Verständnis des heutigen Russland.

Margareta Stubenrauch, 10. 3. 2003