Dragan Velikić, List, 2006
222 Seiten, ISBN 9783548606484
"Lichter der Berührung", so nennt man die Lichter auf den Start- und Landebahnen der Flughäfen. Für Olga zeigen sich die Lichter der Berührung am Wiener Südbahnhof, bei ihrer Ankunft aus Belgrad
Mitte der 1990er Jahre. Ihre Geschichte und die ihres Mannes und ein paar Freunden verknüpft Velikić mit der Geschichte von James Joyces Leben in Pula und Triest zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Langsam, wie durch zufällige Blicke in ihr Leben, entsteht ein Bild der verschiedenen Personen und ihres Lebens. Gemeinsam ist ihnen das Leben im Exil, fremd an einem Ort, aber auch dem
Herkunftsland entfremdet, entfremdet jenen, "die Fahnen liebten". Ein Leben "wie eine Fliege im Zwischenraum eines Doppelfensters".
Der "Tonfall" des Buches ist oft melancholisch, fast schmerzvoll, wenn es um die Veränderung Belgrads geht. Interessanterweise lösten gerade die mir bekannten Wiener Szenerien ein seltsames
Gefühl von Fremdheit und Distanz aus. Es dauert eine Weile, sich in den verschiedenen Erzählebenen, dem Netz aus Personen, Erlebnissen und Erinnerungen, zurechtzufinden. Dann ergibt sich aber ein
stimmungsvolles Bild.
Nadja Wozonig, 8. Februar 2008