Vladimir Nabokov, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1999
295 Seiten, ISBN 3499225506
Alexander Iwanowitsch Lushin, dessen Vornamen wir erst auf der letzten Buchseite erfahren, ist als Kind still, emotionslos, fast trotzig. Nahezu plötzlich mutiert er zum Wunderkind und wird
Schachprofi, ebenfalls still, fast trotzig. Während einer wichtigen Partie wird er krank, lässt sich von einer Frau, die uns als „sie“, als Tochter und später als Frau Lushin entgegentritt, deren
Namen wir jedoch nie erfahren, gerettet. Frau Lushin, deren Liebe zu ihrem schwer zugänglichen Mann unnachvollziehbar bleibt, versucht alles, um ihren Mann vom Schach fernzuhalten. Dies gelingt
eine Zeit lang, dann kehrt er ans Brett zurück, in dem er eine Erklärung für sein Leben sucht, diese nicht findet und den Freitod wählt.
Nabokov in seinem eigenen Vorwort und das Nachwort des Herausgebers regen zu mannigfaltigen Interpretationen an, insbesondere zur Frage, inwieweit das Leben ein Schachspiel ist. Für mich ist
Lushins Verteidigung alles andere als ein Schachbuch und schon gar nicht kommt dem Spiel eine mythische Bedeutung zu. Für mich scheitert ein Mann aufgrund seiner Beziehungsunfähigkeit und inneren
Leere. Nabokov, dessen Stil, Sprache und Bilder einfach bewundernswert sind, hat einen großartigen Roman geschrieben und würde zu allzu verwegenen Interpretationsversuchen wohl nur kaum merkbar
lächeln und eine Konversation über Schmetterlinge beginnen.
Margareta Stubenrauch, 18. 7. 2004