Rot und Schwarz

Henri Beyle de Stendhal, Eduard Kaiser Verlag, 1976
464 Seiten, keine ISBN-Nummer

Julian Sorel, Handwerkersohn aus der französischen Provinz hat nur ein Ziel: den gesellschaftlichen Aufstieg. Er wird Hauslehrer beim Bürgermeister einer Kleinstadt in der Franche-Comté, und schon nach wenigen Wochen ist ihm die Mutter seiner Schüler hoffnungslos verfallen. Frau von Rênal erlebt einen zweiten Frühling und begeht Verrücktheiten wie ein verliebter Teenager, während Julian mehr damit beschäftigt ist, seinen Sieg zu feiern. Die Affäre bleibt nicht verborgen und Julian muss ins Priesterseminar in die Verbannung. Doch die von ihm erträumte große Welt öffnet sich mit einer Anstellung in Paris beim Grafen de la Mole.

Dort erobert er die Tochter des Hauses Mathilde, wenn auch nach einiger Gegenwehr. Im Augenblick des größten Triumphes – Julian soll Mathilde heiraten und damit in die Spitze der Pariser Gesellschaft aufsteigen – zerstört ein Brief von Frau von Rênal, die Julian des Karrierismus und - welch Horror- der völligen Gottlosigkeit bezichtigt, die ruhmreiche Zukunft. Julian verliert zum ersten und einzigen Mal die Kontrolle und schießt auf Frau von Rênal. Obwohl diese nur leicht verwundet wird, wird Julian trotz heftigster Interventionen Mathildes zum Tod verurteilt. Während des Wartens auf die Hinrichtung finden Julian und Frau von Rênal wieder zueinander. Aber es gibt kein Happy End. Julian wird geköpft und seine alte neue Liebe stirbt wenige Tage später.

An den Stil des 19. Jhdts. muss man sich gewöhnen, aber vielleicht gibt es mittlerweile eine bessere Übersetzung. Doch hinter all dem Pathos und dem emotionalen Hin und Her der Hauptpersonen steckt schon noch ein bisschen mehr: Was ist aus Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geworden? Wieviel Individualität erlaubt eine Gesellschaft der Klassen und Konventionen? Und letztendlich: Was ist wichtiger – die Liebe oder der Erfolg? Und auf einmal ist „Rot und Schwarz“ ganz zeitgemäß.

Margareta Stubenrauch, 18.2.2006