Eine Geschichte aus Spanien

Bei den Perspektivengesprächen am Forum Alpbach diskutierten vier junge EuropäerInnen mit österreichischen PolitikerInnen über die Zukunft Europas. Am Beginn erzählten sie alle ihre „Geschichte“.

 

Seit ich acht Jahre alt bin, wollte ich Schriftstellerin werden, aber ich wusste, dass man davon nicht leben kann, ich beschloss, Journalismus zu studieren, das hat zumindest etwas mit Literatur zu tun. Natürlich wussten meine Mitstudentinnen und ich nicht, dass eine Medienkrise über uns schwebte, während meines Erasmus-Jahres an der  Universität Wien verstand ich, dass andere StudentInnen proaktiver waren als ich selbst und die übrigen SpanierInnen dort, und dass sie alle mehr Berufserfahrung hatten als ich…. Damals begann ich zu verstehen, dass etwas nicht in Ordnung war, dass mit den Medien etwas faul war.. damals hat mich die Enttäuschung übermannt….

 

Im September 2009 bekam ich ein Stipedium….Ich hatte ein ganzes Jahr, um meinen ersten Roman zu schreiben… nach dieser glücklichen Zeit kam die schwerste, zum ersten Mal in meinem Leben musste ich einen Job suchen, ich war 23 und hatte keine Berufserfahrung.

 

So entschloss ich mich, nach Deutschland zu gehen,…weil in Deutschland alles besser sei, zumindest beruflich gesehen, während meiner ersten drei Monate in Berlin machte ich einen
Deutsch-Intensivkurs und schickte überall hin Lebensläufe…. Aber ich bekam nur zwei Wochen in einem Modegeschäft. Plötzlich war Weihnachten.... und es kam ein tolles Angebot aus Spanien, ein Job in einem kleinen Boutique-Hotel. Ich sage immer, man muss dahin gehen, wo es Arbeit gibt, Ich war verliebt in Berlin, aber ich ging zurück nach Spanien. Ich sollte in der zweiten Jännerwoche anfangen, aber niemand rief mich an, Wochen vergingen. Es war alles ein Blöff.

 

Dann begannen die wirklich schwierigen Zeiten…. Natürlich verschickte ich weiterhin Lebensläufe, sowohl nach  Spanien als auch in Deutschland, Lebensläufe zu verschicken ist wie mit dem Kopf gegen die Wand laufen. Arbeitssuchende werden auch in Deutschland zurückgewiesen, aber zumindest schreibt man ihnen zurück und sagt danke.…in drei Monaten hatte ich ein Interview in Valencia und drei Angebote aus Deutschland, das Problem war, alle Jobs waren ohne Gehalt…Ich ging zurück nach Berlin…. Natürlich versuchte ich weiter, einen Job zu finden. Ich hatte ein Interview an einer zweisprachigen Schule und in einem Partnervermittlungsbüro. Kein Scherz. Das war alles, …..und dann plötzlich …bekam ich einen Anruf einer Werbeagentur mit der Einladung für ein Interview, für ein Praktikum. Sie nahmen mich, mein Vertrag war für sechs Monate, und sie zahlten mir 250 €, was nicht genug war, um mein Zimmer zu bezahlen, aber es war ein Anfang.

 

Ich hatte keine besseren Möglichkeiten. Nach vier Monaten rekrutierten sie mich.… das Leben in Madrid ist teuer, (teurer als in Berlin würde ich sagen), ich habe Drei-Monatsverträge, aber ich will mich nicht beklagen. Ich habe einen Job, einen Job, der mir Spass macht. Wenn ich mich umschaue, fühle ich mich glücklich. Und auch sehr traurig. Jung zu sein, und in Spanien Arbeit zu haben, ist heutzutage ein Wunder. Die meisten meiner Freunde sind weggegangen.


Mit freundlicher Genehmigung von María Lillo Felis

Übersetzung Margareta Stubenrauch, 27. August 2013

Vollständiger Text auf Englisch
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