Willkommen, Lettland!

Mit einer deutlichen Mehrheit von 67 % an JA-Stimmen hat Lettland am 20. September 2003 über seinen EU-Beitritt abgestimmt. Die Wahlbeteiligung betrug 72,5%. Das Ergebnis übertrifft deutlich alle Meinungsumfragen, die knapp über 50% Zustimmung, 30 % Ablehnung und 20% Unentschlossenheit ergaben.

Lettland stellte am 13. Oktober 1995 seinen EU-Beitrittsantrag. Die Verhandlungen wurden im Frühjahr 2000 aufgenommen und im Dezember 2002 beim EU-Gipfel in Kopenhagen abgeschlossen. Das Europäische Parlament hat die Beitrittsverträge bereits am 9. April 2003 ratifiziert, die am 16. April 2003 beim EU-Gipfel in Athen feierlich unterzeichnet wurden. Nach Ratifizierung durch die nationalen Parlamente der derzeitigen Mitgliedsstaaten wird Lettland am 1. Mai 2004 der Europäischen Union beitreten.

Lettland ist die mittlere der drei baltischen Republiken. Seine Hauptstadt Riga war über Jahrhunderte ein wichtiges Handelszentrum an der Ostsee, und diese führende Stellung als Knotenpunkt im internationalen Handel will Lettland weiter nutzen und ausbauen. Lettland verfügt über eine stark wachsende Wirtschaft. Das durchschnittliche Wachstum des Brutto-Inlandproduktes seit 1996 liegt bei 5,6 %.

Zur Geschichte Lettlands

Baltische Stämme siedelten in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. im Territorium des heutigen Lettland. Um die Zeitenwende war die Region bereits Schnittpunkt wichtiger Handelsrouten. Bernstein aus Lettland war sowohl den Griechen als auch den Römern bekannt.

Während das Baltikum zu Beginn nur aus wirtschaftlichen Interessen von westeuropäischen Kaufleuten besucht wurde, kam im 12. Jhdt. die religiöse Komponente dazu. Die Kreuzritter kamen ins Land. Bischof Albert von Bremen gründete 1201 Riga, das 1282 Hansestadt wurde. Die baltischen Stämme konnten sich gegen die Christianisierung und die damit verbundene deutsche Herrschaft auf Dauer nicht zur Wehr setzen. Als Livland, das das heutige Estland und Lettland umfasste, wurde die Region für mehr als 300 Jahre von den deutschen Rittern beherrscht. Im 16. Jhdt. zerfiel der livländische Staat und fiel für kurze Zeit an die polnisch-litauische Krone. Mit dem Aufstieg Schwedens zur dominierenden Macht im Ostseeraum wurde auch das heutige Lettland schwedisch. Nach dessen Niederlage im Nordischen Krieg, besetzte Peter der Große 1710 Riga. Im Lauf des 18. Jhdts. wurde dann ganz Lettland dem Zarenreich eingegliedert. Für die Letten änderte sich wenig: Der deutsche Adel und das deutsche Bürgertum blieben die politisch dominierende Kraft.

Ähnlich wie in anderen Teilen Europas erwachte im 19. Jhdt. das lettische Nationalbewusstsein, und die lettische Sprache und Kultur erfuhren einen massiven Aufschwung. Mit dem Zerfall des Zarenreiches konnte der Traum von der Unabhängigkeit 1918 verwirklicht werden. Die folgenden Jahre brachten nach einer kurzen Blüte politische und wirtschaftliche Spannungen, die 1934 zur Errichtung eines autoritären Regimes unter Karlis Ulmanis führten. Aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes besetzte die Rote Armee am 17. Juni 1940 Lettland, und viele Menschen wurden verschleppt und getötet. Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Juni 1941 wurde das Verschleppen und Töten fortgesetzt. 1944 fanden schwere Kämpfe zwischen der deutschen und sowjetischen Armee auf lettischem Boden statt. Beide Okkupationsmächte beriefen die Letten zum Militärdienst ein und setzten diese Truppen gegeneinander ein. 1945 etablierten die siegreichen Sowjets ihr totalitäres System neuerlich. Stalins Terror kostete Tausende Lettinnen und Letten das Leben.

Der wirtschaftliche Aufbau sowjetischer Prägung führte zur Entwicklung einer hochspezialisierten Industrie, die von einer starken Einwanderung russischer Arbeitskräfte begleitet war und die lettische Bevölkerung zu einer Minderheit im eigenen Land zu machen drohte. Lettland nutzte den Zerfall der Sowjetunion zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit, die am 21. August 1991 ausgerufen wurde. Die Wiedereingliederung in die Gemeinschaft demokratischer Staaten wird mit dem EU-Beitritt am 1. Mai 2004 gekrönt.

Weitere Informationen:

Offizielle Webseite der Republik Lettland

Länderprofil

Margareta Stubenrauch, 21. September 2003, aktualisiert am 27. August 2010