Internet-Champion, 300 Bären, Hauaööõudused....Was Sie schon immer über Estland wissen wollten...."
Wir Sind Europa veranstaltete am 25. Mai 2002 in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Estland, der
österreichisch-estnischen Gesellschaft und dem Eesti Instituut in Tallinn einen estnischen Abend. Diese Veranstaltung wurde von Stimmen für Europa, Kulturkontakt und der Firma Melzer unterstützt. Der Abend stand unter dem Motto "Internet-Champion, 300 Bären, Hauaööõudused - Was Sie schon
immer über Estland wissen wollten...."
Mehr als 100 Gäste folgten unserer Einladung ins Haus der Musik. In einem Podiumsgespräch erfolgte eine erste Annäherung. Mati Sirkel, der Vorsitzende des estnischen
Schriftstellerverbandes, führte in die Geschichte Estlands ein: "Die Esten kommen vom Ural, sind ein finnougrisches Volk, 5000 Jahre ansässig im Baltikum am finnischen Meerbusen. Der stark von
der geografischen Lage geprägte Geschichtsverlauf hat uns ziemlich mitgenommen – Deutsche, Dänen, Schweden, Polen, Deutsche, Russen, Deutsche, Russen. [Nach 20 Jahren Eigenstaatlichkeit] ist es
für uns mehr als 50 Jahre wieder schief gegangen, aber wer spricht von Siegen. Überstehen ist alles."
Heli Mattisen, Prorektorin der Pädagogischen Universität Tallinn, hält das Überleben der estnischen Kultur für deren größte Leistung und führt dies auf ihre Volkstümlichkeit
und Anpassungsfähigkeit zurück. Botschafter Mart Laanemäe sieht keine großen Unterschiede zwischen Österreichern und Esten, während Josef Außermair von der katholisch-theologischen Fakultät der
Universität Salzburg die Offenheit der Esten besonders betonte und ihnen eine Vermittlerrolle zwischen Ost und West zuerkennt. Die Schriftstellerin Maimu Berg berichtet nicht ohne Ironie von
einer Image-Kampagne für Estland, die 1 Million Euro kostete und im Slogan "Welcome to Estonia" gipfelte. Sie warnt vor der Amerikanisierung des Landes und hält dessen Europäisierung für das
kleinere Übel.
Alle Podiumsteilnehmer waren sich darüber einig, dass Estland der Europäischen Union betreten solle, allerdings mit dem doch eher defensiven Ansatz, daß es dazu keine
Alternative gäbe. Vielleicht braucht es in Estland auch pro-europäisches Engagement, das die positiven Auswirkungen der europäischen Integration in den Vordergrund stellt. Mati Sirkel hätte schon
einen Namen für eine solche Initiative: Auch Wir Sind Europa.
Im kulturellen Teil las Maimu Berg ihre Kurzgeschichte "Die Rokoko-Dame", gefolgt von einem Beispiel estnischer Lyrik, einer "Sprachenkathedrale", vorgetragen von Mati
Sirkel. Juhan Tralla, Volksoper Wien, bot uns - begleitet von Sibylla Joedicke - einen Einblick in estnisches Liedgut. Nach einem teilweise estnisch inspirierten Buffet, bestand die Möglichkeit,
den Eurovisions-Song-Contest aus Tallinn live zu verfolgen.
Das Siegerlied kommt aus Lettland. Daher weiß Wir Sind Europa schon jetzt, was
wir im Mai 2003 machen werden. Wir Sind Europa bedankt sich bei allen, die uns unterstützt und
besucht haben, für einen wunderschönen Abend.
Margareta Stubenrauch und Nadja Wozonig, 26. Mai 2002