Quo vadis, Serbien?
In guter Tradition organisierte Wir Sind Europa bereits zum 7. Mal eine
Veranstaltung rund um den "Eurovision Song Contest". Nach Estland, Lettland, der Türkei, der Ukraine, Griechenland und Finnland stand am 24. Mai 2008 Serbien im Mittelpunkt.
Rund 300 Gäste folgten der Einladung zum serbischen Abend in die Diplomatische Akademie, der in Kooperation mit der Botschaft der Republik Serbien, der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, sowie der Unterstützung der Wiener Städtische Insurance Groupe veranstaltet
wurde.
Nach einem kurzen Film über Belgrad, der Begrüßung der Gäste durch die Veranstalter und einer Einführung durch die ModeratorInnen Nadja Wozonig und Gregor Rauchenberger (Wir Sind
Europa) diskutierten unter der Leitung von (PR-Agentur Ecker & Patner):
I.E. Miroslava Beham, Ständige Vertreterin der Republik Serbien bei der OSZE, UN und anderen internationalen Organisationen
Martin Harvey, Europäische Kommission, Generaldirektion Erweiterung
Gordana Ilić Marković, Institut für Slawistik, Universität Wien und
Udo Szekulics, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Volksbank Srbija
über aktuelle und zukünftige Ereignisse in Serbien.
Miroslava Beham sah Serbien als Brücke zwischen Osten und Westen mit der Möglichkeit einer gleichzeitigen und gleichwertigen Teilnahme an beiden Kulturräumen. Als politische
Prioritäten nannte sie - unabhängig von der jeweiligen Regierung - die Annäherung an die EU, die Erhaltung der territorialen Integrität, die Kooperation mit den Nachbarn, die Bekämpfung der
Korruption und die Mehrung des Wohlstandes im Land. Martin Harvey erläuterte als Schwerpunkte der europäischen Politik die Umsetzung des kürzlich unterzeichneten Assoziations- und
Stabilitätsabkommens, sowie Verhandlungen zur Visaerleichterung.
Gordana Ilić Marković, unter dem Eindruck einer eben beendeten Serbien-Reise mit ihren StudentInnen, betonte die kulturelle Vielfalt und Vielsprachigkeit in Serbien,
forderte aber mehr Austauschprogramme für Jugendliche, um der Isolation vorzubeugen. Udo Szekulics meinte, dass man als Investor an Serbien nicht vorbeikönne und äußerte sich skeptisch zur
ökonomischen Überlebensfähigkeit des Kosovo. Die Publikumsdebatte betraf vor allem Fragen zur Reisefreiheit in die EU und unterstrich somit die Warnungen des Podiums vor einer Isolation
Serbiens.
Das künstlerische Potential Serbiens bewiesen die Pianistin Ivana Alković und die erst 11-jährige Geigerin Milica Zulus. Danach bot Martin Rysanek einen wunderbaren Einblick
in die serbische Literatur. Das von Gordana Ilić Marković zusammengestellte Potpourri "In Wien geschrieben" bewies die engen Beziehungen serbischer Autoren zu Österreich. Mir persönlich gefiel
jedoch der einzige, nicht in Wien geschriebene Text, das Gedicht „Serbien ist ein großes Geheimnis“ am besten.
Während eines serbischen Buffets gab es ausreichend Gelegenheit zu Diskussion und Austausch, bevor die Übertragung des Eurovision Song Contest aus Belgrad begann. Der Sieger
heißt: Russland.
Margareta Stubenrauch, 26. Mai 2008