Zeitenwende – Die Ukraine in Europa
Am 21. Mai 2005 fand der Eurovisions-Songcontest in Kyjiw (Kiew) statt. Wir Sind Europa folgte der Tradition
vergangener Jahre und lud zu einem Abend unter dem Motto „Zeitenwende - Die Ukraine in Europa“. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Botschaft der
Republik Ukraine, der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, und der Österreichisch-Ukrainischen Gesellschaft durchgeführt.
Nadja Wozonig und Gregor Rauchenberger führten kundig durch das Programm, in dem sie u.a. darauf hinwiesen, dass viele im Westen als Russen anerkannte Persönlichkeiten in Wahrheit aus der Ukraine
stammen, wie der Dichter Nikolaj Gogol oder in jüngerer Zeit der Tänzer Wladimir Malokov.
Zu Beginn gab ein Kurzvideo einen ersten Eindruck über dieses zweit- oder drittgrößte Land Europas, je nachdem, wo man Europas geografische Grenzen setzt. Botschafter
Wolodymir Jeltschenko, ganz neu in Wien, und noch nicht akkreditiert, eröffnete die Veranstaltung mit Hinweisen auf die starke Verankerung der Ukraine in Europa. Marc Fähndrich von der
Europäischen Kommission erntete einen großen Lacherfolg mit einem Hinweis auf die unterschiedliche Symbolik oranger Krawatten in verschiedenen Ländern. (Orange gilt in der Ukraine als die Farbe
des Aufbruchs nach den politischen Umwälzungen, in Österreich ist es die Farbe einer neuen(?) Partei.
Daniela Mussnig vom Institut für den Donauraum und Mitteleuropa betonte in ihrer Anmoderation die historischen Zufälligkeiten des
Eurovisions-Songcontests, der immer wieder Länder vom Rande Europas in dessen Mitte rücke. Botschafter Jeltschenko und Borys Jaminskyj von der Österreichisch-Ukrainische Gesellschaft forderten in
unterschiedlicher Deutlichkeit eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der EU und der Ukraine, die in der möglichst raschen Aufnahme von Beitrittsverhandlungen gipfeln soll. Judith Gebetsroithner
aus dem Kabinett der für Außenbeziehungen und die europäische Nachbarschaftspolitik zuständigen Kommissarin Ferrero-Waldner, die somit auch für die Ukraine zuständig ist, mahnte vor
überschwänglichen Erwartungen und forderte weitere Reformen in der Ukraine ein. Die Kommentare und Fragen aus dem Publikum drehten sich bevorzugt um dieses Thema.
Der Schriftsteller Timofiy Havryliv, meinte auf die Frage, was von den politischen Umwälzungen geblieben sei, dass die Menschen immer noch in Aufbruchstimmung seien und dass
es darum gehe, dieses Klima nach den politischen, nun auch für wirtschaftliche Reformen zu nützen.
Danach brachte Kateryna Krekotun mit der Bandura dem Publikum ukrainische Volksmusik näher, und der Solist der Wiener Staatsoper, Marian Tabara, bewies, dass er den bis auf den letzten Platz
gefüllten großen Saal der Diplomatischen Akademie mit seiner Stimme ganz leicht ausfüllen kann.
Zum Abschluss des ersten Teils las Timofiy Havryliv Gedichte in ukrainischer Sprache und aus zwei Essays über Mitteleuropa und die Ukraine. Danach lud die Botschaft der Republik Ukraine zum
Buffet und ja: Es gab Wodka.
Während der Live-Übertragung des Eurovisons-Songcontests aus Kyjiw gab es einen besonders emotionalen Moment, als viele ukrainischen TeilnehmerInnen beim Beitrag der Ukraine
aufstanden und laut mitsangen. Das Lied gilt als die Hymne der orangen Revolution.
Griechenland gewann den Songcontest 2005. Wir Sind Europa freut sich jetzt
schon darauf, im nächsten Jahr an die „Wiege Europas“ zurückzukehren, und dankt allen Kooperationspartnern ganz herzlich für einen gelungenen Abend.
Margareta Stubenrauch, 15. August 2005